Was entsteht, wenn ein Drummer und ein Perkussionist zusammen eine neue Band gründen? Ein rhythmisches Feuerwerk! Eine Neuauflage der besten Soul/Funk-Erinnerungen. Nicht wirklich neu, aber einfach besser.
Der Schlagzeuger Robert Sput Searight und der Perkussionist Nate Werth spielten schon während mehrerer Jahre zusammen in der Jazz-Fusion-Gruppe Snarky Puppy, die 2004 von Michael League gegründet wurde.
2014 beschlossen die beiden, zusätzlich eine neue Band zusammenzustellen, die sich mehr auf rhythmischen R&B, Soul und Funk à la James Brown und Sly & the Family Stone konzentriert, oder in ihren Worten: «Pushing funk music into the future, building on the uplifting, pioneering foundations». Zusammen mit erlesenen Musikern mit demselben Ziel gründeten sie die Gruppe Ghost-Note.
Schon ein Jahr später, im Oktober 2015, erschien ihr erstes Album «Fortified», das in kürzester Zeit in den iTunes Jazz Charts Platz erreichte. Neben einem «harten Kern» wechselten die Musiker – je nach Möglichkeiten, aus Zeitgründen oder wegen anderer Verpflichtungen. Nach diesem Erfolg ging Ghost-Note auf ihre erste Tour. Alle ihre Live-Auftritte waren im Nu ausverkauft.
Sorgen für abgehende Post: die Gründer von Ghost-Note, Robert Sput Searight (links) und Nate Werth.
In leicht veränderter Zusammensetzung entstand drei Jahre später Ghost-Notes zweites Album «Swagism», das es wiederum zur Nr. 1 der iTunes Jazz Charts schaffte. Und natürlich mussten weitere Live-Auftritte folgen, erstmals auch in Europa.
Und nun also das dritte Album, mit diversen Gastsolisten und einem eher gruselig anmutenden Cover, das jedoch den Senf-und-Zwiebel-Hamburger-Effekt gekonnt darstellt. Und natürlich wird dieses Album auch mit einer ausgiebigen Tour unterstützt, die im Oktober auch nach Europa führt. Am Mittwoch, 30. Oktober, als letzten Auftritt in der alten Welt, tritt Ghost-Note sogar in Bern im Bierhübeli auf.
Auch wenn neuere Alben, die immer öfter zusätzlich als LP erscheinen, eher kurz gehalten sind – LPs konnten und können ja aus Qualitätsgründen die 40-Minutenmarke nicht überschreiten – so trifft dies (wie schon bei Melody Gardot) bei Ghost-Note nicht zu: «Mustard n'Onions» unterhält während knapp 80 Minuten mit abwechslungsreichem Soul-Funk, der mit jazzigen Soli angereichert ist. Natürlich sind die meisten Stücke up-tempo und enorm rhythmusbetont, doch es hat auch ruhigere, langsamere Nummern auf diesem Album. Zum Träumen kommt man jedoch nie. Doch ist die Stimmung von den ersten Takten an dermassen locker und aufstellend («I feel good»), dass man einfach mitwippen und sich mitfreuen muss.
Ein Markenzeichen guter Funkmusik ist die «entspannte Exaktheit». Das heisst, Schlagzeug/Perkussion und zum Beispiel die Bläsersätze müssen zwar exakt sein, jedoch nicht militärische Präzision aufweisen, sondern Entspanntheit, also das «Laid-back-feeling» vermitteln. Und dies ist bei Ghost-Note von A bis Z der Fall.
Für «Mustard n'Onions» wurden erfahrene Jazz-Funk-Soul-Pop-Musiker zusammengeführt, die schon für Prince, Herbie Hancock, Snoop Dogg, Toto, Lenny Kravitz, Justin Timberlake, Snarky Puppy und weitere Bands mit grossem Namen aktiv waren.
Das offizielle Gruppenbild, das bei der Lancierung von «Mustard n'Onions» veröffentlicht wurde.
Dass es bei 15 Stücken auch einige darunter hat, die nicht gleich ansprechen wie der Rest, ist wohl unvermeidbar – und auch Geschmacksache. Für mich klingen die längeren Synthesizer-Soli – z. B. das an die analogen Moog-Synthies erinnernde Solo des Ende März 45-jährig verstorbenen Multi-instrumentalisten Casey Benjamin auf «PoundCake», aber vor allem auch das ausgedehnte Synth-Solo auf «Slim Goodie» sowie einige der künstlichen Klangteppiche zu sehr nach 70er- und 80er-Jahre. Sie haben nicht denselben Mitreisseffekt wie etwa ein wildes Gitarren- oder ein kerniges Baritonsax-Solo oder gar der kompakte Sound der gesamten Bläsergruppe.
Und auch wenn über die Aufnahmen keine Details zu finden waren, scheint klar, dass diese über einen grösseren Zeitraum entstanden sein müssen: Einerseits, da Musiker wie der Keyboarder Bernard Wright, der 2022 von einem Auto angefahren und tödlich verletzt wurde, auf dem letzten Stück als Solist erwähnt wird, und anderseits auch, weil ich zwischen den Stücken gewisse Qualitätsunterschiede im Klang auszumachen glaube.
Das dritte Album von Ghost-Note ist vor allem für Funkfans ein Leckerbissen. Und dass es 80 Minuten lang ist, erweist sich als zusätzlicher Bonus. Nun kommt noch dazu, dass man Ghost-Note Ende Oktober in Bern live geniessen kann.
Funk ist genau die Musik, die in guter Umgebung mit Gleichgesinnten live noch mehr Begeisterung weckt als zuhause in der guten Stube. Doch schon im Lehnstuhl über die guten Lautsprecher ist der freudige Genuss (bei verständnisvollen Nachbarn) garantiert.
Interpret:
Besetzung:
Albumtitel:
Herkunft
Label:
Erscheinungsdatum:
Spieldauer:
Tonformat:
Aufnahmedetails
Musikwertung:
Klangwertung:
Rezensionsdatum:
Ghost-Note
JRobert Sput Searight, drums, keyboards
Nate Werth, percussion
MonoNeon, bass, rhythm guitar
Peter Knudsen, guitar
Dominique Xavier Taplin, keyboards
Vaughn «VKeys» Henry, keyboards
Sylvester «Sly5thave» Onyejiaka, baritone saxophone, tenor saxophone
Mike Jelani Brooks, tenor saxophone
Jonathan Mones, alto saxophone, flute
Danny Wytanis, trombone
String Section:
Sylvester «Sly5thave» Onyejiaka, conductor, arranger
Carlos Roberto Gándara García, violin I
Israel Torres Araiza, violin II
Anna Arnal Ferrer, viola
Salomón Guerrero Alarcón, cello
plus diverse Gastsolisten
«Mustard n'Onions»
USA
Artistry Music
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FLAC 24-Bit/48.0 kHz - Stereo
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