Ob die Selbstdarstellungsfreude von Hailey Tuck die richtigen Hörer anzieht, sei dahingestellt. Tatsache ist: Je öfter man «Junk» hört, desto mehr will man.
Hailey Tuck hat ein klares Ziel: Sie will eine erfolgreiche Jazzsängerin werden, sagt sie. Mit 18 reist sie, die in Austin (Texas) aufgewachsen ist und die den Jazz der 30er-Jahre, die entsprechende Garderobe, aber auch Edith Piaf liebt, nach Paris. Nach einigen «Versuchsjobs» als Sängerin in Bars und Nachtclubs und einer finanziell bedingten Rückkehr nach Austin ersingt sie sich dort genügend Honorare, um sich 2014 eine erste EP finanzieren zu können.
Mit 23 Jahren fliegt sie mit dieser Kurz-CD im Gepäck wieder nach Paris, erhält diverse Auftrittsmöglichkeiten in Europa (UK und Schweden) sowie in Asien, was ihr ermöglicht, ihre zweite EP «So in Love»
aufzunehmen. Nicht zuletzt dank dieser Aufnahme (meiner Ansicht nach übrigens eine der interessantesten Versionen dieses Cole-Porter-Songs) kann sie im Januar 2015 in New York auftreten.
Haileys spezielle Stimme, die jede Melodie mühelos meistert, jeden (noch so bekannten) Song zu ihrem persönlichen, eigenen, macht, und Larry Kleins minimalistisch wirkende, perfekt passende Produktion machen «Junk» zu einem hinreissenden, liebevollen, süchtig machenden kleinen Meisterwerk. Es ist ein Ohrenschmeichler, ohne je seicht zu wirken. Texte, die ich im Original nie so richtig mitbekam, erhalten plötzlich neue Aussagekraft. Und alles geht (scheinbar) ohne die geringste Anstrengung, weder bei Hailey noch bei den Mitmusikern, die nicht nur überzeugend begleiten, sondern auch hervorragend solieren.
Journalisten fühlen sich oft bemüssigt, Musik zu schubladisieren, einem Stil zuzuweisen. Im Fall von «Junk» ist dies besonders schwierig. Kann man diese Lieder unter Jazz einordnen? Vergleichbar sind sie am ehesten mit den Frühwerken von Madeleine Peyroux, vor allem, was die Laid-back-Atmosphäre betrifft. Am ehesten würde wohl die Bezeichnung «jazziger Country-Pop» zutreffen, doch wird er dieser Produktion nicht wirklich gerecht.
Also: Lassen wir das Schubladisieren und bezeichnen dieses Album schlicht als genussreiche Schleckerei.
Hailey war schon als Teenager vernarrt in alles aus den 30er-Jahren.
Da gibt es eigentlich nicht viel zu schreiben: Das Album ist hervorragend produziert, perfekt aufgenommen und abgemischt und wurde zum Schluss noch von Meister Bernie Grundmann gemastered … zurücklehnen und geniessen!
«Junk» lässt uns viele alte Songs auf völlig neue Art hören und geniessen. Hailey Tuck macht all diese Lieder zu ihren eigenen, egal ob sie von Leonard Cohen, Paul McCartney, Joni Mitchell usw. stammen.
Und Larry Klein ist es gelungen, diese Produktion als eine Einheit zu gestalten, die von A bis Z spannend, unterhaltend und faszinierend ist.
Nicht verpassen!
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Rezensionsdatum:
Hailey Tuck
Hailey Tuck, vocals
«Junk»
USA
Sony/Silvertone44.1
1959/2015
33:26
FLAC 24/44.1
Aufgenommen in L. A., abgemischt in Austin (TX),
Mastering in Hollywood
10
10
1. Juni 2018